08.04.20, 14:56 von Christian Seelos

Berlin/Wien/Zürich (energate) - Die Energiebranche steht vor ernstzunehmenden wirtschaftlichen Herausforderungen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von energate unter Lesern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Demnach geht jeder zweite Umfrageteilnehmer davon aus, dass es bei Energieunternehmen in Folge der Coronakrise zu Liquiditätsengpässen und in einzelnen Fällen sogar zu Insolvenzen kommen wird. Als Ursache dafür nennen die Befragten vor allem Zahlungsausfälle und Ratenzahlungen durch eine Vielzahl von Kunden.

Banner "Eigenanzeige Marktüberblick EMW 3, MediumRectangle, Webseite 15.04 bis 12.05.25"

Zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie hat etwa die deutsche Regierung eine Regelung erlassen, wonach private Verbraucher und kleine Gewerbe ihre Zahlungen für Strom und Gas drei Monate lang aussetzen dürfen. Insbesondere für kleinere und mittlere Versorger steigen dadurch die finanziellen Risiken. Branchenverbände forderten daher, alternative Lösungen wie ein staatliches Fondsmodell, fanden bei der Politik bislang aber kein Gehör (energate berichtete).

Spürbare Erlösrückgänge als Folge

Der Großteil (68 %) der energate-Leser geht zwar davon aus, dass der aktuelle Rückgang des Energiebedarfs nicht von Dauer sein wird. Auch das Tief der Energiehandelspreise werde nur vorübergehend sein, so die Einschätzung. Dennoch sagten rund 60 Prozent, dass sich die Energieunternehmen im laufenden Jahr auf "spürbare Erlösrückgänge" einstellen müssten. Wie sich das auf die Investitionen im Energiesektor auswirkt, dazu gehen die Meinungen auseinander.

Ein Drittel der Befragten gab an, dass die Energieunternehmen ihre Investitionen in den Umbau der Energieversorgung "deutlich zurückfahren" werden. Das werde den Erneuerbarenausbau verlangsamen. Zudem werde die Politik Mittel für den Klimaschutz zugunsten von Konjunkturprogrammen verschieben. Andere Leser wiederum erwarten, dass sich die Modernisierung der Energieversorgung durch die aktuelle Krise eher beschleunigt und vermehrt in dezentrale Energien investiert wird.

Schub für die Digitalisierung

Einig sind sich die Befragten hingegen, dass die momentane Situation der Digitalisierung der Unternehmen einen nachhaltigen Schub geben wird. Über 80 Prozent sind der Meinung, dass die Energieunternehmen nach der Krise digitaler sein werden als vorher. Homeoffice und Onlinekonferenzen werden der Branche auch in der Post-Coronazeit erhalten bleiben. Das liege daran, dass Mitarbeiter die analogen Strukturen in den Unternehmen kritischer hinterfragen werden. Zudem sei damit zu rechnen, dass die Unternehmen ihre Investitionen in die Kommunikationsinfrastruktur und die Digitalisierung ausbauen. /cs