07.08.23, 17:02 von Karsten Wiedemann im Add-on Gas & Wärme

Bonn (energate) - Seit zwei Jahren existiert der Wasserstoffpreisindex Hydex, den auch energate veröffentlicht. Mitentwickelt hat ihn Andreas Gelfort, Senior Consultant bei E-Bridge Consulting. Im Interview spricht er über die Entwicklungen im Wasserstoffhandel und warum der Hydex nun auch über einen Vollkostenindikator verfügt. 

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energate: Der Hydex ist vor gut zwei Jahren gestartet. Wie bewerten Sie die Marktentwicklung beim Wasserstoff seither?

Gelfort: Insgesamt sehen wir die Marktentwicklung sehr positiv. Es gibt zahlreiche konkrete Initiativen und Projekte, die sich in der Planung und Realisierung befinden. Die Energiekrise vergangenes Jahr hat zusätzlich die Anstrengungen verstärkt, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Leider gab und gibt es bei den regulatorischen Rahmenbedingungen und bei der Bereitstellung von Fördermitteln Verzögerungen. Positiv ist, dass wir seitens der EU seit Juni verlässliche regulatorische Vorgaben haben, wie erneuerbarer grüner Wasserstoff produziert werden kann.

energate: Sie haben den Hydex um einen Vollkostenindex erweitert. Was war der Anlass?

Gelfort: Der Hydex ist zunächst ein relativ einfacher und damit leicht nachvollziehbarer Grenzkostenindex. Vermehrtes Feedback von Marktteilnehmern u.a. auch vom Nationalen Wasserstoffrat hat uns dazu veranlasst, den Hydex zu erweitern und einen relevanten Vollkostenbenchmark für Projektentwickler, Investoren und Abnehmer bereitzustellen.

Der Hydexplus umfasst nun die gesamten Produktionskosten von Wasserstoff - inklusive Kapitalkosten, aber ohne Vertrieb - und bildet zudem eine optimierte Fahrweise der Anlagen basierend auf den variablen und fixen Kostenbestandteilen der Produktion ab. Er reflektiert kumulativ die Produktionskosten über das jeweils vergangene Zeitfenster von 365 Tagen und ist dadurch relativ stabil und weniger volatil.

energate: Noch ist der Wasserstoffhandel sehr beschränkt. Was fehlt noch, damit Wasserstoff zu einer handelbaren Commodity an der Börse wird?

Gelfort: Aufgrund des Mangels an der nötigen Infrastruktur wird der standardisierte physische Handel von Wasserstoff noch etwas auf sich warten lassen. Aber es gibt durchaus Fortschritte, Wasserstoff bereits finanziell über Zertifikate zu handeln. In den Niederlanden gibt es für erneuerbaren und CO2-armen Wasserstoff seit Ende vergangenen Jahres einheitliche Zertifizierungsstandards. Die entsprechenden Zertifikate können gehandelt werden. Deutschland sollte eine entsprechende oder ähnliche Wasserstoffzertifizierung schnellstmöglich voranbringen.

Darüber hinaus publizieren die Kollegen der EEX seit Mai dieses Jahres wöchentlich einen Preisindex, der auf physischer Nachfrage und Angebot basiert. Auch über die Initiative H2Global sollen in absehbarer Zeit erste physische Geschäfte abgeschlossen werden. Dies sind positive Schritte in Richtung handelbarer Commodity.

Die Fragen stellte Karsten Wiedemann.

Aktuelle Wasserstoffpolitik und breites fachliches Wissen zu H2-Praxis und Projekten vermittelt beyondgas2023. Der H2-Congress mit Networking-Messe findet vom 5.-7. September in Oldenburg statt. Zum Congress-Programm

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