Düsseldorf (energate) - Ein branchenübergreifendes Unternehmenskonsortium rund um Eon, RWE, Evonik und Vonovia will das Ruhrgebiet zu einer führenden Wasserstoffmodellregion transformieren. Mit Pilotprojekten möchten sie "bis 2030 mindestens 50 Prozent des in der Region benötigten treibhausgasarm erzeugten Wasserstoffes zur Verfügung stellen", teilte RWE mit. Anlässlich des zweiten Spitzengesprächs Wasserstoff am 2. September in Düsseldorf präsentierten sie dafür ein entsprechendes Konzept. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte zu, dieses "wichtige Projekt" mit einer Konzeptstudie seines Hauses zu unterstützen.
Zu dem Gespräch hatten Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) eingeladen. Daran teil nahmen die Vorstandsvorsitzenden führender nordrhein-westfälischer Energie- und Industrieunternehmen. Minister Altmaier war per Video zugeschaltet, ebenso wie Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
Das Konsortium plant RWE zufolge, "Pionierlösungen" aus Industrie, Energiewirtschaft, Mobilität und Wohnen zu vernetzen. Das Ruhrgebiet solle Vorreiterregion für eine erfolgreiche Energiewende in industriellen Ballungsräumen werden. Dazu wollen die Partner einen sektorübergreifenden Bebauungsplan für Wasserstoffproduktion und -infrastruktur erstellen. Das Projekt solle sowohl die CO2-Emissionen im Ruhrgebiet senken als auch eine leistungsfähige Industrieregion erhalten, heißt es.
Konkret werde der sektorübergreifende Wasserstoffbedarf ermittelt, der dafür erforderliche Ausbau erneuerbarer Energien oder alternativer Wasserstoffimporte bemessen sowie die notwendige Transportinfrastruktur aufgezeigt. Aus den erhobenen Daten will das Konsortium dann eine Roadmap ableiten und seine Investitionen aufeinander abstimmen. Außer Eon und RWE sind noch die Konzerne Evonik und Thyssenkrupp mit an Bord, außerdem Immobilienriese Vonovia sowie die Forschungseinrichtungen Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion und Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung als auch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Darüber hinaus beschlossen die Vertreter aus Politik und Wirtschaft etwa, dass in Duisburg ein Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) für Wasserstoff entstehen soll. Das künftige ITZ in Duisburg-Hüttenheim solle dazu beitragen, Zukunftsmärkte für die Automobilzulieferbranche und die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland zu erschließen, teilte die nordrhein-westfälische Staatskanzlei mit. Die Landesregierung werde das Zentrum bis zum Jahr 2025 mit insgesamt 51,6 Mio. Euro unterstützen. Außer Duisburg seien auch Chemnitz (energate berichtete), Pfeffenhausen (Landkreis Landshut) und ein Verbund von drei Küstenorten Teil des ITZ.
Zudem zogen die Gesprächspartner eine erste Bilanz der Wasserstoffaktivitäten in Nordrhein-Westfalen insgesamt und leiteten daraus fünf Aufgaben ab. So solle etwa die Förderung verbessert werden. Lücken seien aktuell die Betriebskostenförderung und die Förderung bis zur Marktreife. Erneuerbare und Wasserstoffinfrastruktur sollen schneller und stärker ausgebaut, regulatorische Hürden auf EU-Ebene abgebaut werden. Aber: Um den Markthochlauf zu beschleunigen, müsse "übergangsweise pragmatisch" auch auf blauen Wasserstoff zurückgegriffen werden, stellten sie klar. /dz