02.09.21, 13:42 von Rainer Lütkehus

Brüssel (energate) - Fossile Energieträger werden auch im Jahr 2050 weltweit noch eine wesentliche Rolle spielen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle "Energy Transition Outlook" der norwegischen Prüf- und Zertifizierungsgesellschaft DNV. Das Erreichen der Pariser Klimaziele rückt damit in weite Ferne. Tatsächlich rechnen die Experten nur mit einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen weltweit um neun Prozent bis 2020 und 45 Prozent bis 2050. Vergleichsjahr ist 2019.

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"Wir sehen unsere letzte Prognose von vor vier Jahren bestätigt", sagte DNV-CEO Remi Eriksen bei der Vorstellung der Prognose auf einer Online-Konferenz. Die Grundaussagen seien dieselben, obwohl es damals noch keine Coronakrise gegeben habe. Demnach wird sich der globale Energiemix 2050 je zur Hälfte aus fossilen und nicht-fossilen Energiequellen zusammensetzen. Erdgas werde 2050 die wichtigste fossile Energiequelle sein und in absoluter Größe eine ebenso große Rolle spielen wie heute. Wasserstoff werde 2050 die weltweite Energienachfrage zu fünf Prozent decken, davon zu 82 Prozent in Form von grünem Wasserstoff. CCS, also das Abscheiden und Verpressen von energiebedingten CO2-Emissionen, wird nach Lage der Dinge nur einen geringen Teil zur Treibhausgasreduktion beitragen.

Kein grünes Wachstum sichtbar

Von einem grünen Wachstum aus der Covidkrise, ist nach Meinung des DNV nicht viel zu spüren: 80 Prozent der insgesamt 20 Billionen US-Dollar, die weltweit zur Überwindung der Krise bereitgestellt wurden, fließe in CO2-intensive Industrien. Europa, das derzeit für rund neun Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, sei die Ausnahme, heißt es in der rund 300-seitigen Prognose. Doch auch die EU wird nach Meinung der Experten ihr Klimaziel von 55 Prozent weniger CO2 bis 2030 im Vergleich zu 1990 und das Netto-Nullemissionsziel im Jahr 2050 verfehlen. DNV rechnet in Europa mit einer Treibhausgasreduktion von maximal 74 Prozent bis zur Jahrhundertmitte. Ein Drittel der Primärenergie werde 2050 in Europa noch aus fossilen Quellen kommen, nur 15 Prozent der durch fossile Energie verursachten CO2-Emissionen werde dann mithilfe von CCS abgetrennt und eingelagert.

Die Prognose gilt als Warnung für die Regierungen der 197 Länder, die im November in Glasgow auf der UN-Klimakonferenz zusammenkommen, um Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu beschließen. DNV hält eine Erderwärmung um 2,3 Grad für wahrscheinlich. "Unser Urteil ist klar", so DNV-CEO Eriksen, "die Welt braucht mehr grünen Strom, direkt und indirekt, mehr Biokraftstoffe und mehr CCS in dramatisch beschleunigter Zeit." Im Oktober will DNV in einer Studie darlegen, wie die Pariser Klimaziele doch noch erreicht werden können. /rl