Wien (energate) - Seit 2017 ist Hauke Hinrichs beim E-Mobilitätsdienstleister Smatrics, zunächst als Technischer Direktor und seit 2018 als Geschäftsführer. Ab Oktober 2021 wird er als Alleingeschäftsführer die Agenden des Unternehmens führen. Hinrichs ist ein E-Mobilitäts-Enthusiast: "Ich habe in meiner beruflichen Tätigkeit mehr Kilometer elektrisch zurückgelegt als mit Verbrennungsmotoren." Mit energate sprach Hinrichs über die Zukunftspläne, neue Kooperationspartner und den Ausbau der E-Ladestationen.
energate: Herr Hauke, nach dem Ausstieg der OMV und Siemens, was wird sich bei Smatrics ändern? Ist der Einstieg weiterer Anteilseigner geplant?
Hinrichs: Mit dem Verbund haben wir einen sehr wichtigen Anker-Shareholder. Der Verbund glaubt an die Elektromobilität und daher werden wir unseren Wachstumskurs weiterführen. Dazu kommen verstärkte Internationalisierung und der Ausbau unserer IT und Technologien. Ob und wann weitere Shareholder einsteigen, kann ich Ihnen aktuell nicht beantworten.
energate: Was plant Smatrics nach der Marktführung in Österreich konkret?
Hinrichs: Wir übernehmen alle notwendigen Dienstleistungen und Services, vom Aufbau über den Betrieb und die IT bis hin zur Abrechnung für Unternehmen. Gemeinsam mit unseren Partnern, insbesondere dem Verbund, bieten wir dann standardisierte Produkte an. Natürlich sind wir immer auf der Suche nach weiteren Partnern aus der Energie- und Mineralölbranche, die auf unsere Services setzen.
energate: Im Vorjahr sagten Sie beim energate-Interview, Sie hoffen auf einen Schub bei Gleichstrom (DC)-Ladetechnik für E-Autos - wie ist hier der aktuelle Stand?
Hinrichs: Das Ladenetzwerk wächst gewaltig. Bis Ende des Jahres werden wir unser Ziel von 100 zusätzlichen Ladepunkten, jeweils mit einer maximalen Leistung von 300 kW, erreichen. Das bedeutet: Die Energie für 100 Kilometer kann in weniger als fünf Minuten geladen werden. Das ist ein Turbo-Schub für die E-Mobilität in Österreich. Auch die Ladegeschwindigkeiten der Fahrzeuge steigen rasant. Der neue Hyundai Ioniq 5 etwa kann dank 800 Volt Technologie mit bis zu 230 kW laden. Das konnten bisher nur der Porsche Taycan oder der Audi Etron GT. Neben den Autobahnen sehen wir im urbanen Schnellladen das größte Potenzial für die DC-Ladetechnologie.
energate: Ihr Unternehmen bietet "gesamthafte Umsetzungen von High Power Charging (HPC) Lösungen speziell für Energieversorger" an. Können Sie das an konkreten Beispielen näher ausführen?
Hinrichs: Wir bieten HPC-Infrastruktur als Service an. Wir projektieren, errichten und betreiben Ladeparks in unserem Netzwerk und kümmern uns auch um die Vermarktung. Der Investor oder Energieversorger hat mit uns einen erfahrenen DC-Netzbetreiber, der alle notwendigen Arbeiten aus einer Hand anbietet. Das erspart einerseits Kosten und skaliert.
energate: Ein Ziel ist der Aufbau einer "Achse" von Ladesäulen zwischen Wien und Stuttgart sowie im gesamten Verkehrsraum von Österreich und Deutschland? Wie weit sind die Pläne fortgeschritten?
Hinrichs: In den nächsten zwei Jahren planen wir für Österreich HPC-Ladestandorte alle 50 Kilometer. Jeder dieser Standorte wird mindestens vier parallele Lademöglichkeiten haben. Dabei haben wir natürlich auch die A1 Westautobahn zwischen Wien und Salzburg im Fokus. Da werden wir heuer noch mehrere Standorte in Betrieb nehmen: in St. Pölten, Blindenmarkt, Ansfelden, Vorchdorf und Salzburg.
Das Interview führte Irene Mayer-Kilani, energate-Redaktion Wien
Ich berichte seit Februar 2020 für energate über den Energiemarkt in Österreich. Zuvor war ich viele Jahre Italien-Korrespondentin für eine österreichische Tageszeitung.