19.05.21, 16:01 von Rouben Bathke

Essen (energate) - Aktionäre des Energiekonzerns Eon haben dem Management auf der Hauptversammlung die enttäuschende Entwicklung des Börsenkurses vorgehalten. "Die Kursentwicklung der Eon-Aktie konnte die Aktionäre in den letzten Jahren nicht begeistern", sagte etwa Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er erinnerte daran, dass nach dem Eon-RWE-Deal ein Großteil des Ergebnisses aus dem regulierten Geschäft kommt. "Große Wachstumssprünge sind damit nicht möglich." Auch Winfried Mathes von Deka Investment zeigte sich unzufrieden: Der Aktienkurs dümpele nun seit drei Jahren zwischen 8 und 10 Euro dahin. Zum Vergleich zogen mehrere Aktionärssprecher in der Generaldebatte den Kurs von RWE heran, der seit dem Eon-RWE-Deal eine deutliche Aufwärtsbewegung zeigt.

"Ja, es gibt Veränderungsbedarf"

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Der Eon-Vorstand verteidigte hingegen die strategische Fokussierung auf das Netzgeschäft und Kundenlösungen. Insbesondere die globalen Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung böten "überproportionale und langfristige Wachstumschancen", zeigte sich Finanzvorstand Marc Spieker überzeugt. Zugleich sieht jedoch auch der neue Vorstandsvorsitzende Leonhard Birnbaum Anlass für strategische Neujustierungen. Auf die Frage eines Aktionärsvertreters, ob er als neuer CEO Veränderungen im Unternehmen plane, stellte Birnbaum klar: "Ja, es gibt Veränderungsbedarf." Ergebnisse eines bereits eingeleiteten Strategieprozess werde der Vorstand im Herbst vorstellen, kündigte er an. Birnbaum hatte erst Anfang April den langjährigen CEO Johannes Teyssen an der Konzernspitze abgelöst.

Zuvor hatte er in seiner Rede zur Hauptversammlung erneut die Digitalisierung des Konzerns als zentrale Aufgabe beschworen. "Wir können die Energiewelt von morgen nicht mit den Methoden von gestern steuern", betonte er. Die Energiewirtschaft brauche "ein völlig neues, digitales Betriebssystem", das Birnbaum nun mit dem Eon-Konzern entwickeln will. Bereits bei der Bilanzpräsentation im März hatte Birnbaum die Digitalisierung des Unternehmens zu einem Schwerpunkt seiner Tätigkeit erkoren (energate berichtete).  

Aktionäre sehen Gasnetze kritisch

Wenig Anklang bei dem neuen Vorstandsvorsitzenden fanden indes Vorschläge aus dem Kreise der Aktionärsvertreter, die Gasnetze zu veräußern. "Die Gasnetze versprechen kein Wachstum und ein nennenswertes und profitables Wasserstoffgeschäft ist viele Jahre entfernt", begründete Thomas Deser, Portfoliomanager von Union Investment, die Idee. Ein Verkauf könnte daher ein Weg sein, "um die Verschuldung zu drücken und eine attraktive Dividendenpolitik zu verfolgen". 

Birnbaum hielt dem entgegen, dass er kurz- und mittelfristig in der Gasinfrastruktur "eine stabile Asset Base" sehe und langfristig Wachstumsoptionen "durch grüne Gase wie etwa Wasserstoff mit einem zunehmenden Momentum". Zugleich erinnerte er daran, dass Eon zwischen Gas- und Stromnetzen "erhebliche Synergien" realisiere. Das betreffe etwa die Konzessionsvergabe. Zudem verwies er auf die "vergleichsweise geringen Investments", die Eon in seinen gasbezogene Assets vornehme. 

Eon kämpft gegen die Verschuldung an

Sorgen bereitet den Aktionären die hohe Nettoverschuldung von Eon, die sich aktuell auf rund 41 Mrd. Euro summiert. Aktionärsvertreter Mathes erinnerte daran, dass der aktuelle Verschuldungsgrad (Relation von Nettoschulden zum Ebitda) 5,9 betrage und damit deutlich oberhalb des Zielkorridors von 4,8 bis 5,2 liege. Er befürchtete, dass sich das negativ auf die Investitionsfähigkeit des Unternehmens auswirke. Finanzvorstand Spieker zeigte sich indes optimistisch, dass der Verschuldungsfaktor noch im laufenden Jahr in den anvisierten Bereich einlaufe. Hoffnung mache ihm etwa der gute Start ins Geschäftsjahr. Für das erste Quartal hatte Eon solide Zahlen vorgelegt. (energate berichtete). /rb