Düsseldorf (energate) - Die nordrhein-westfälische Landesregierung bringt mit der geplanten Abstandsregel für die Windkraft die heimische Energiebranche gegen sich auf. Nun warnen Verbände sogar vor einem kompletten Ausbau-Stillstand. Das Gesetz erschwere nicht nur den Bau neuer Anlagen, sondern auch das Repowering bestehender Standorte, warnte etwa der BDEW. "Dadurch könnten die verbleibenden Ausbaupotenziale an neuen Standorten soweit konterkariert werden, dass in Summe langfristig gar keine Erhöhung der tatsächlich installierten Leistung mehr erzielt werden kann", erklärte die Landesgruppe NRW des BDEW.
Zuvor hatten sich bereits 75 Energieunternehmen in einem gemeinsamen Brandbrief an NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) gewandt. Darin warnten sie ebenfalls vor einem vollständigem Stillstand beim Windenergieausbau in Nordrhein-Westfalen. Die geplanten Abstandsvorgaben verringerten die Landesfläche, die für die Windenergie künftig noch zur Verfügung steht, auf gerade mal 0,5 Prozent. "Damit NRW seinen notwendigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele im Bund leisten kann, müssten jedoch mindestens zwei Prozent der Landesfläche für den Ausbau der Windenergie zur Verfügung gestellt werden", so die Verfasser. Zu den Unterzeichnern gehören etwa die Versorger Stawag und NEW, die Projektierer Juwi, Energiekontor, Abo Wind und WPD sowie der Anlagenbauer Enercon.
Verbände: Keine Akzeptanz durch Abstandsregel
Die Landesregierung in NRW plant mit einer Änderung des Baugesetzbuches, eine verschärfte Abstandregel für Windräder einzuführen. Demnach soll künftig ein Mindestabstand für Windrädern von 1.000 Metern zur Wohnbebauung gelten, die ab einer Ansammlung von zehn Häusern greift (
energate berichtete). Statt einem pauschalen Ausschluss von Flächen spricht sich der BDEW dafür aus, im Einzelfall zu entscheiden, "ob eine Fläche der Windenergienutzung dienen kann oder der Schutz der Bevölkerung vor Ort vorgeht". Ohnehin sei ein Mindestabstand nicht das geeignete Mittel für eine gesteigerte Akzeptanz in der Bevölkerung.
Ähnlich äußerte sich auch der Genossenschaftsverband: "Es gibt keine Belege dafür, dass Mindestabstände die Akzeptanz von Windenergieanlagen erhöhen", erklärte Peter Götz, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbandes. Vielmehr zeige eine Umfrage der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) aus dem November 2020, dass 83 Prozent der Befragten in deren direktem Wohnumfeld sich eine Windenergieanlage befindet, mit den Anlagen "eher“ oder "voll und ganz“ einverstanden seien. Im Vergleich zum Jahr zuvor sei die Zustimmung sogar um fünf Prozent gestiegen. Als Maßnahme zur weiteren Akzeptanzstärkung empfiehlt der Genossenschaftsverband Bürgerenergiegenossenschaften. /nl