13.01.21, 15:03 von Heiko Lohmann

Berlin (energate) - Der Day-Ahead-Preis ist an den europäischen Handelsplätzen in den letzten Tagen steil angestiegen. Am Mittwoch vergangener Woche wurde an der TTF der Day-Ahead zum Handelsschluss mit 17,60 Euro/MWh notiert. Am Mittwoch dieser Woche schloss der Handel bei 26,45 Euro/MWh. Im Handel des Vortags schoss der Preis um mehr als 4,00 Euro/MWh nach oben. Zuletzt war der Preis am Mittwochnachmittag gegen 14 Uhr wieder auf 21,70 Euro/MWh gefallen, um innerhalb von fünf Minuten wieder auf 22,20 Euro/MWh zu steigen. "Es ist absolut verrückt und jede Handelsentscheidung, die ich treffe, ist falsch", lautete der Kommentar eines Gashändlers.

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Verantwortlich für die Preis-Rallye ist vor allem das Wetter. Außergewöhnlich kalt ist es in Spanien, wie die Bilder von einem im Schnee versinkenden Madrid zeigen. Am 8. Januar wurden hier für den Day-Ahead 52,00 Euro/MWh zum Handelsschluss bezahlt, mittlerweile ist der Day-Ahead auf ein Niveau von "nur noch" rund 30,00 Euro/MWh gesunken. Da der spanische Markt nicht gut an die anderen europäischen Handelsmärkte angebunden ist, hat die dortige extreme Kältewelle allerdings keinen entscheidenden Einfluss auf die Preise an den anderen europäischen Handelspunkten.

Preistreiber Asien

Ein Haupttreiber, so berichten im Grunde Händler und Analysten ist die Preisentwicklung in Asien. Dort sind die Spotmarktpreise auf über 50 Euro/MWh geklettert. Es ist vor allem im nördlichen Teil sehr kalt, zudem bestehen gewisse Einschränkungen beim LNG-Angebot, unter anderem durch einige Produktionsausfälle in Australien. Angesichts des Preisauftriebs in Asien fokussiert sich das LNG-Angebot komplett auf den dortigen Markt. In Nordwesteuropa kommt praktisch kein Schiff mehr an. Schiffskapazität ist knapp geworden. BP hat den Rekordpreis von 350.000 US-Dollar/Tag als Charter für ein Schiff bezahlt, um LNG von den USA nach Asien zu bringen. Im vergangenen Sommer konnte man Schiffe für 50.000 US-Dollar/Tag chartern.

Aber auch in Nordwesteuropa ist es kalt, das stützt natürlich die Preise. Dank des relativ knappen Angebotes sind auch die Ausspeicherungen stark angestiegen. Der Füllstand der deutschen Speicher liegt noch bei 62 Prozent und damit so ungefähr im Mittel der letzten fünf Jahre. Werden die Speicher weiter so schnell entleert, seien im Verlauf des Winters weitere Preisspitzen zu erwarten. Dank der Kälte steigt auch die Stromnachfrage. Vor allem in Frankreich ist Strom relativ knapp, da etliche Kernkraftwerke aufgrund von Wartungsarbeiten nicht zur Verfügung stehen. Ein weiterer Faktor, der preissteigernd auch im Gasmarkt wirkt, weil die Nachfrage zur Stromerzeugung steigt.

Der Faktor Algo-Trading

Zu dem sehr starken Preisanstieg am Dienstag dieser Woche soll aber noch ein ganz anderer Faktor beigetragen haben. Algo-Trading-Systeme, so ein Händler sehr eindeutig, hätten den Markt nach oben getrieben. Auslöser waren wohl Wetterprognosen, die weiter sinkende Temperaturen vorhersagten.

Und warum bewegten sich die Preise dann am Mittwoch wieder in die andere Richtung? Weil die Wetterprognosen sich wieder geändert haben. Zumindest eine Reihe von Wettermodellen prognostiziert ab der vierten Kalenderwoche höhere Temperaturen. Aber nach wie vor existieren auch Prognosen, die eine andauernde Kälte erwarten. Der nächste Preisanstieg ist wohl nicht auszuschließen. /hl