Berlin (energate) - Auch in der Coronakrise sind Klimaschutz und Energiewende relevante Themen für die Wirtschaft. Die Mehrheit der Betriebe beurteilt die Energiewende derzeit jedoch eher als Herausforderung und weniger als Chance, wie das aktuelle "Energiewende-Barometer" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zeigt. Auf einer Skala von minus 100 ("sehr negativ“) bis plus 100 ("sehr positiv“) bewerten die Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit durchschnittlich mit minus 2,5. Immerhin ist dies eine leichte Verbesserung zum Vorjahr: 2019 lag der Barometerwert über alle Branchen hinweg noch bei minus 3,1. Insgesamt nahmen an der Umfrage rund 2.600 Unternehmen teil.
Die Beurteilung der Energiewende für das eigene Unternehmen fällt zwischen den Sektoren unterschiedlich aus. Eine im Durchschnitt positive Bewertung nehmen die Unternehmen aus dem Bau (Barometerwert plus zehn Punkte) und dem Dienstleistungsbereich (plus sechs Punkte) vor. Die Baubranche bewertet die Energiepolitik damit deutlich besser als im Vorjahr (Vorjahreswert minus vier Punkte). Unter den Handelsunternehmen (minus vier Punkte) und noch deutlicher bei der Industrie (minus 17 Punkte) fällt die Bewertung der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit insgesamt kritisch aus.
Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der Haltung zum CO2-Preis auf Brennstoffe, der Anfang 2021 startet. 49 Prozent der Unternehmen sehen den CO2-Preis als Instrument, um den Klimaschutz in der Wirtschaft voranzubringen. 25 Prozent stimmen dieser Aussage immerhin noch teilweise zu. 38 Prozent der Industriebetriebe befürchten jedoch Nachteile im Wettbewerb. Noch mehr, 46 Prozent, sehen für die eigene Branche einen Entlastungsbedarf. Über alle Branchen hinweg fürchten im Durchschnitt 23 Prozent der Unternehmen Wettbewerbsnachteile.
Die Coronakrise ist für die Mehrheit der Unternehmen keine Bremse für Energiewendemaßnahmen. So gaben 56 Prozent der Befragten an, ihre Vorhaben ohne Auswirkungen umzusetzen zu können. 36 Prozent erfuhren laut eigener Angabe immerhin eine zeitliche Verschiebung ihrer Maßnahmen. Die Coronakrise ist auf der anderen Seite nur für eine kleine Minderheit der Unternehmen Anlass, Maßnahmen schneller umzusetzen (drei Prozent) oder zusätzliche Maßnahmen (vier Prozent) anzugehen.
Die Umfrage zeigt auch: Fast jedes dritte Unternehmen setzt mittlerweile auf Ökostrom. Die Quote der Betriebe, die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz umgesetzt haben, stieg gegenüber 2019 um acht Prozentpunkte. Auch im Wärmebereich gewinnt die Nutzung von Erneuerbaren immer mehr an Bedeutung. 18 Prozent nutzen bereits Anwendungen wie Solarthermie. Weitere 24 Prozent gaben an, dies künftig zu planen. Das sind sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das Thema Elektromobilität nimmt ebenfalls an Fahrt auf: Zum ersten Mal gab mit 60 Prozent die Mehrheit der Unternehmen an, Erfahrungen mit E-Fahrzeugen zu haben. Von der Politik fordern Unternehmen einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Ein beschleunigter Netzausbau und schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren gehören ebenfalls zu den Forderungen an die Große Koalition. /nl