19.08.20, 17:11

Wien (energate) - In Österreich ist diese Woche der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf knapp 90 Prozent gestiegen. Beim Verbrauch bewegte sich der Anteil der Erneuerbaren bereits in Richtung 100 Prozent. Das teilte der heimische Bilanzgruppenkoordinator APCS gegenüber energate mit. Demnach hatten Erneuerbare an der gesamten Stromerzeugung am 17. August einen Anteil von 87,7 Prozent. Das war der zweithöchste Wert in ganz Europa. "Weil der Verbrauch an diesem Tag kleiner war als die Erzeugung, wurde Strom exportiert. Nach unseren Berechnungen ergibt sich daher beim Verbrauch ein Erneuerbarenanteil von 96 Prozent", erklärte Philip Rodemeyer, Experte für den Bereich Clearing bei APCS.

Löwenanteil kam von der Wasserkraft

Banner "Eigenanzeige Marktüberblick EMW 3, MediumRectangle, Webseite 15.04 bis 12.05.25"

Die Institution ermittelt im Auftrag der Republik als Verrechnungsstelle in der Regelzone des Übertragungsnetzbetreibers die Ausgleichsenergie für die Strommarktteilnehmer. Laut der jüngsten Analyse der APCS wurden in Österreich zu Wochenbeginn 173,2 Mio. kWh Strom erzeugt, wobei die Erzeugung mit fossilen Energieträgern größtenteils mit Erdgas passiert ist und einen Anteil von 12,3 Prozent ausgemacht hat. Bei den Erneuerbaren wiederum machte die Wasserkraft den Löwenanteil aus, alle anderen Erzeugungsarten der Erneuerbaren bewegten sich im einstelligen Prozentbereich. Von der insgesamt erzeugten Menge gingen 158 Mio. kWh in den Verbrauch und rund 3,4 Mio. kWh in die Speicherung. Die Exporte betrugen netto 11,8 Mio. kWh.

"Auch Werte über 100 Prozent kommen vor"

"Derzeit kann es beim Anteil der Erneuerbaren auch zu Werten über 100 Prozent kommen. Der Grund ist die relativ gute Wasserführung, Laufwasserkraftwerke und Pumpspeicher produzieren derzeit rund fünf Prozent über dem langfristigen Durchschnitt", erklärte Rodemeyer. Wegen des aktuellen Regierungsprogramms sowie des heuer erfolgten Ausstiegs Österreichs aus der Kohlekraft wird nach seiner Einschätzung der Anteil der Erneuerbaren künftig weiter steigen. Rodemeyer betonte aber auch: "Eine Versorgung allein mit Erneuerbaren wird nicht so schnell zu erreichen sein. Interessant ist aber trotzdem, welchen Energiemix ein Land hat - und hier ist der Anteil der Erneuerbaren in Österreich schon bemerkenswert."

Österreich bei Erneuerbaren europaweit auf dem zweiten Platz

Nach Zahlen der europäischen Netzbetreibervereinigung Entso-E war bei der Kohlekraft am vergangenen Montag Polen mit großem Abstand Spitzenreiter. Das Land erzeugte 83 Prozent seines Stroms mit Kohle und Erdöl, was einer Gesamtmenge von 319 Mio. kWh entspricht. Bei der Erzeugung mit Erdgas liegen Irland, die Niederlande und die baltischen Staaten mit Werten zwischen 52 und 71 Prozent vorn. Bei der Atomkraft ist Frankreich mit einem Anteil von 70 Prozent und einer Gesamtmenge von 740 Mio. kWh einsamer Spitzenreiter, gefolgt von Österreichs Nachbarn Tschechien (45 Prozent) und der Slowakei (55 Prozent).

Beim Anteil der Erneuerbaren wiederum liegt Norwegen mit einem Anteil von 98 Prozent und einer Strommenge von 380 Mio. kWh vorn. Österreich liegt bei den Erneuerbaren mit einem Anteil von 88 Prozent und der Menge von 152 Mio. kWh europaweit auf dem zweiten Platz. /Peter Martens