Leuna (energate) - Das Wasserstoff-Forschungsprojekt im Industriepark Leuna nimmt Form an. Kürzlich ist der Bau der Elektrolyseversuchsplattform (ELP) offiziell gestartet. Die Pilotanlage mit fünf MW Leistung in Sachsen-Anhalt solle grünen Wasserstoff für die ansässige Chemieindustrie erzeugen und damit den CO2-Ausstoß ihrer Herstellungsprozesse verringern, teilten die beiden beteiligten Fraunhofer-Institute mit. "Sachsen-Anhalt bietet dafür ideale Standortbedingungen", erklärte Landeswirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) anlässlich des Spatenstichs. "Hier wird viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, zugleich haben wir mit den Unternehmen der Chemieindustrie eine große Nachfrage nach Wasserstoff, obendrein ein bestehendes Pipeline-Netz und Speichermöglichkeiten", so der Minister weiter.
Die im Industriepark ansässigen, rund 600 Chemieunternehmen nutzen heute schon Wasserstoff als wichtigen Rohstoff für ihre Prozesse. Und dies mit steigender Nachfrage: Im vergangenen Jahr hatte Linde dort seine Kapazitäten nochmals aufgestockt (energate berichtete) und produziert nun 70.000 Kubikmeter pro Stunde. Linde nutzt dafür bisweilen fossile Rohstoffe, mit entsprechend hohen CO2-Emissionen. Die Pilotanlage soll künftig hingegen ausschließlich Strom aus Photovoltaik- oder Windkraftanlagen nutzen.
Die Fraunhofer-Wissenschaftler wollen im Rahmen des Projekts verschiedene Elektrolyseanlagen erproben. Hierzu sollen Hersteller wie Siemens oder Linde ihre Prototypen an der ELP testen. Dort ließen sich etwa Verschleißprozesse im Zeitraffer simulieren oder testen, wie die Systeme mit schwankender Last arbeiteten, etwa bei wechselnden Windstärken. Zudem ist die Anlage an die Infrastruktur des Chemieparks angeschlossen. Bei kompletter Auslastung kann die Pilotanlage den Angaben zufolge 300 Kubikmeter Wasserstoff in der Stunde produzieren, also lediglich ein Bruchteil von dem, was die Industrie vor Ort eigentlich benötigt.
Dies könnte sich künftig ändern. Denn der Industriestandort Leuna steht auch auf der Liste der Reallabore der Energiewende (energate berichtete). Das Großprojekt "GreenHydroChem" hat das Ziel, eine Modellregion für grünen Wasserstoff im Chemiedreieck Leuna-Buna-Bitterfeld aufzubauen. Hierzu soll dann ein Elektrolyseur mit 50 MW Leistung entstehen. In den Raffinerien soll der von ihm produzierte grüne Wasserstoff dann in chemische Grundstoffe und Methanol umgewandelt werden. Das Methanol wiederum ließe sich als Treibstoffkomponente im Transportsektor einsetzen. An dem Vorhaben sind Siemens, Linde und die Fraunhofer-Institute für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen und für Chemisch-Biotechnologische Prozesse beteiligt. /ml
Im Hause energate bin ich seit 2011, seit 2015 als Redakteurin am Essener Standort. Hier gehöre ich zum Team "Gas & Wärme" und beschäftige mich hauptsächlich mit allen Themen rund um Erdgas, Wasserstoff und der Wärmewende.