Wien (energate) - Will Österreich seine selbstgesteckten nationalen Energie- und Klimaziele für die Jahre 2030 und 2040 erreichen, dann müssen die Anstrengungen im Bereich der Energie- und Umweltpolitik deutlich gesteigert werden. Denn für die Marktentwicklung der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie zeigt sich für 2019 ein ähnlich zögerlicher bis rückläufiger Trend wie die Jahre zuvor. Das geht aus einer vom Klimaschutzministerium herausgegebenen Marktstatistik zur Marktentwicklung innovativer Energietechnologien in Österreich für das Jahr 2019 hervor. Vor allem die verhaltenen energiepolitischen Signale und der Wettbewerb unter den Technologien der erneuerbaren Energien hätten sich hemmend ausgewirkt. Ebenso die niedrig bis moderaten Preise fossiler Energieträger und die milde Witterung, heißt es in der Studie.
Grundsätzlich hätten die Gewinner und Verlierer am erneuerbaren Energiemarkt in den vergangenen Jahren regelmäßig gewechselt. Einzig der Sektor Wärmepumpen konnte demnach das für einen Systemwechsel im Energiesystem notwendige kontinuierliche Wachstum erreichen. Im Vergleich zum Jahr 2018 verzeichnete er ein Plus von 13,9 Prozent oder 29.482 Anlagen. Damit waren zuletzt insgesamt 325.334 Wärmepumpen in Betrieb. Diese erzeugten zusammen 4,34 Mrd. kWh. Der Umsatz der Branche belief sich auf 796 Mio. Euro.
Die Photovoltaik legte um 32,7 Prozent oder 247 MW zu. Insgesamt kamen alle PV-Anlagen auf eine summierte Leistung von 1.702 MW und erzeugten 1,7 Mrd. kWh. Der Umsatz der Branche belief sich auf 677 Mio. Euro. Um die nationalen Klima- und Energieziele bis 2030 zu erreichen, brauche es aber einen jährlichen Zubau von 873 MW, heißt es in der Studie. Auf dem aktuellen Niveau bedeute dies eine jährliche Steigerung um den Faktor 3,5. Bei der Solarthermie wiederum bedeuteten 64,1 MW ein Minus von 7,9 Prozent. Insgesamt waren zuletzt Solarthermieanlagen im Umfang von 3.535 MW installiert. Ihr Ertrag belief sich auf rund 2 Mrd. kWh. Mit einem Umsatz von 358 Mio. Euro liegt die Branche auf dem vorletzten Platz.
Auch Biomasse wuchs: Mit 13,4 Prozent oder 11.595 Stück fiel das Wachstum im Bereich der Biomassekessel deutlich höher aus als im Bereich der Biomassebrennstoffe. Hier war lediglich ein Plus von 0,5 Prozent oder 181 PJ zu verzeichnen. 2019 waren insgesamt rund 646.353 Biomassekessel in Betrieb. Der Umsatz dieses Segments belief sich auf 838 Mio. Euro, Biomassebrennstoffe setzten 1,5 Mrd. Euro um. Einzig die Biomasseöfen stachen mit einem Minus von 8,6 Prozent und 13.700 installierten Anlagen negativ hervor. Beim Umsatz bildet der Sektor das klare Schlusslicht aller untersuchten Technologien mit 104 Mio. Euro.
Einen besonders starken Rückgang verzeichnete die Windkraft mit einem Minus von 34,2 Prozent und einem Zubau von 152 MW. Das bedeutet ein Achtjahrestief. Insgesamt waren zuletzt Windkraftanlagen mit einer Leistung von 3.160 MW in Betrieb. Der Energieertrag belief sich auf 7,8 Mrd. kWh und der Branchenumsatz auf eine Mrd. Euro. Zwar würde es durch die Ökostromnovelle 2019 bis zum Jahr 2024 zu einer Neuerrichtung der Windkraftleistung von einem GW kommen, aber neue Projekte hätten aufgrund der bereits ausgeschöpften Mittel keine Perspektive auf weitere Fördermittel, meinen die Studienautoren. Daher sei das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) für die Windkraftbranche von besonderer Bedeutung.
Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft betonte, dass die Qualität des Gesetzes entscheidend sei. Im Bereich der Windkraft müsse eine Steigerung auf 17,5 Mrd. kWh bis zum Jahr 2030 erfolgen, um die nationalen Klima- und Energieziele zu erreichen. Dies entspreche einer jährlichen Neuinstallation von Windkraftanlagen mit circa 400 MW Leistung bis zum Jahr 2030, heißt es in der Studie. /af/dz
Nach der Matura studierte ich Medien- und Politikwissenschaft und sammelte erste journalistische Erfahrung in Redaktionen. Im Laufe der Zeit entdeckte ich mein Interesse für wirtschaftliche Themen und absolvierte einen Lehrgang im Bereich Wirtschaftsjournalismus.