Berlin (energate) - Die Mautbefreiung für LNG- und CNG betriebene LKW soll auch nach 2020 weiterlaufen. Diese Zusage machte Klaus Bonhoff, Abteilungsleiter Grundsatzangelegenheiten im Verkehrsministerium, im Rahmen des Symposiums "Zukunft Gas-Mobilität 2020" in Berlin. An der genauen Ausgestaltung arbeite das Ministerium noch. Bonhoff machte aber auch klar, dass sich die Mautbefreiung nur noch einmal verlängere. Denn grundsätzlich sieht das Ministerium für den Schwerlastverkehr elektrische Antriebe als den besten Weg zur Dekarbonisierung. Wasserstoff, der aus Strom gewonnen wird, ist für Bonhoff neben Batterien oder Oberleitungen eine elektrische Option.
Die Teilnehmer des Symposiums begrüßten einhellig Bonhoffs grundsätzliche Zusage der Verlängerung. Die Mautbefreiung sei der wesentliche Grund für den aktuellen Boom bei LNG-LKW. Dies bestätigten auch Katharina Milinkovich von Barmalgas und Silvano Calcagno von Liqvis in einem gemeinsamen Interview auf dem Symposium. Beide Unternehmen errichten und betreiben LNG-Tankstellen. Calcagno zeigte sich aber überzeugt, dass in Zukunft die Mautbefreiung nicht mehr benötigt wird, um LNG dauerhaft als Kraftstoff zu etablieren. "LNG ist bei bestimmten Fahrleistungen wirtschaftlich", betonte er. "Die zukünftige CO2-Bepreisung hilft", ergänzte Milinkovich. 17 LNG-Tankstellen gibt es derzeit in Deutschland, Ende 2020 könnten es 60 sein, war am Rande der Veranstaltung zu hören.
Deutlich weniger optimistisch sind die Erwartungen im PKW-Sektor. Die Ankündigung von VW, sich aus dem CNG-Geschäft perspektivisch zurückzuziehen (energate berichtete), sorgte nicht gerade für gute Stimmung. Die EU wird die für 2023 geplante Überprüfung der CO2-Flottenwerte auf Mitte 2021 nach vorne ziehen. Dies sei Teil des Green Deals, erläuterte Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin der Deutschen Energieagentur (Dena), in einer Diskussionsrunde. "Man kann unintelligent vorgehen und nur die Grenzwerte verschärfen, oder intelligent und die Anrechnungen anpassen", ergänzte sie. Eine Anpassung der Anrechnung durch einen Well-to-Wheel-Ansatz fordern Vertreter der CNG-Mobilität seit langem (energate berichtete). Es sei die allerletzte Chance für Erdgasmobilität, unterstrich auch Tobias Block vom Verband der Automobilindustrie (VDA) in der Runde.
Eine Alternative oder Ergänzung zur Erdgasmobilität könnte in Zukunft Wasserstoffmobilität sein. Die Wasserstoffstrategie ist nach wie vor in der Ressortabstimmung. Vor allem das Umweltministerium will nur eine sehr begrenzte Rolle im Schiffs- und Luftverkehr. Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, unterstrich, dass der Einsatz von Wasserstoff in allen Sektoren, auch im Verkehr, möglich sein soll. Er geht davon aus, dass die Ressortabstimmung in dieser Woche endet und das Bundeskabinett die Strategie tatsächlich am 18. März verabschiedet.
Ein Kompromiss könnte die Anhebung der geplanten Elektrolyseleistung von 5.000 MW auf 7.500 MW bis 2030 sein. Im Entwurf der Strategie steht eine Leistung von 5 GW als Ziel, das Forschungsministerium will 10 bis 15 GW. "Wir treffen uns zwischen fünf und zehn GW", prophezeite Bareiß. Klar positionierte sich der Staatssekretär auch zu einem anderen Streitpunkt: Blauer Wasserstoff wird beim Markthochlauf eine Rolle spielen, egal was in der Strategie steht, sagte er. Weder die Umwelt- noch die Forschungsministerin sind Freunde von blauem, aus Erdgas gewonnenem Wasserstoff oder auch türkisem Wasserstoff (mit Pyrolyse). Teilnehmer an dem Symposium zeigten sich deutlich skeptischer, dass der 18. März gehalten wird. Die Strategie sollte vor dem "Berlin Energy Transition Dialogue" der Bundesregierung stehen. Da der aufgrund des Coronavirus nicht stattfindet, fehle der Druck zur Einigung, war auf dem Symposium zu hören. /hl