Essen/Paris (energate) - Das dritte Wochenende in Folge ist es im Kurzfrist-Börsenhandel anhaltend zu negativen Strompreisen gekommen. Für die beiden Wochenendtage, 22. und 23. Februar, waren im Handel an der Epex Spot insgesamt 21 Stundenpreise im deutschen Marktgebiet negativ. Den höchsten Minuswert erreichte der Handel dabei für den Zeitraum 13 bis 14 Uhr am 22. Februar mit -10,93 Euro/MWh. Gleich zwei Mal hielten die Minuszeichen für einen längeren Zeitraum an: Am 22. Februar (Samstag) war die Stundenkontrakte von vier Uhr früh bis 16 Uhr und am 23. Februar (Sonntag) von null bis acht Uhr durchgehend negativ. Die für EEG-Direktvermarkter relevante Sechs-Stunden-Regel griff entsprechend zwei Mal für insgesamt 20 Stunden.
Grund für die negativen Preise war wie zuletzt auch ein stabiles Band an Windenergie über das gesamte Wochenende bei zeitgleich geringer Stromnachfrage. Daten des Fraunhofer Ise zufolge speisten die Windräder im Verlauf der Wochenendtage nur in wenigen Stunden Strom mit weniger als 30.000 MW ein, in der Spitze sogar mehr als 47.000 MW. An den beiden vorherigen Wochenenden hatten die Sturmtiefs "Sabine" und "Victoria" jeweils phasenweise zu Negativpreisen geführt.
Angesichts der wiederholt aufgetretenen starken Windkrafteinspeisung betonte der Bundesverband Windenergie (BWE) die Stabilität des Gesamtsystems und die zunehmend "systemtragenden" Rolle der Windenergie. "Allerdings wird deutlich, dass erhebliche Teile des fossilen Kraftwerksparks auf das hohe Angebot an erneuerbaren Energien nicht flexibel reagieren", beklagte BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm. Nur ein kleiner Teil des "fossilen Sockels" sei dabei auf technische Restriktionen der Kraftwerke zurückzuführen. "Den größten Anteil bildet der preisunelastische mitlaufende konventionelle Erzeugungssockel, der damit ein wachsendes Problem darstellt", warnte Axthelm. Ein auf erneuerbaren Energien basierendes System könne sich einen derart hohen preisunelastischen Erzeugungssockel nicht mehr leisten. /rb
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