Düsseldorf (energate) - Der Kraftwerksbetreiber Uniper hat Details zu seinem Deal "alte Kraftwerke gegen das neue Datteln" veröffentlicht. Ein neuer Stilllegungsplan benennt konkrete Abschaltdaten der einzelnen alten Blöcke, damit der neue Block 4, der sich bereits im technischen Testbetrieb befindet, ans Netz gehen darf. Demnach will Uniper das Kraftwerk Wilhelmshaven sowie drei Steinkohleblöcke in Gelsenkirchen Scholven (NRW) bereits bis Ende 2022 (1.500 MW) abschalten. Bis spätestens Ende 2025 folgen weitere 1.400 MW Leistung mit der Stilllegung der Standorte Staudinger (Hessen) und Heyden (NRW). Nach "konstruktiven Gesprächen mit der Bundesregierung" werde Datteln 4 künftig das letzte im Uniper-Portfolio verbleibende Steinkohlekraftwerk sein, betonte der Konzern.
Uniper hatte zum Tausch auch ein früheres Aus für das Braunkohlekraftwerk Schkopau in Sachsen-Anhalt angeboten. Für den Weiterbetrieb hatte sich aber insbesondere Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff eingesetzt und gefordert den Osten beim Kohleausstieg nicht zu benachteiligen (energate berichtete).
Ehemalige Mitglieder der Kohlekommission und Umweltschützer sehen die geplante Inbetriebnahme von Datteln 4 sehr kritisch (energate berichtete). Sie argumentieren, dass in Zeiten des Kohleausstiegs kein neues Kraftwerk ans Netz gehen dürfe. Zudem würde durch die voraussichtlich hohe Auslastung des Kraftwerks in Nordrhein-Westfalen mehr CO2 emittiert als durch die frühere Abschaltung der alten Kohleblöcke vermieden werden. Uniper hält jetzt in seiner Mitteilung entgegen, dass mit dem "freiwilligen, ambitionierten Plan" die CO2-Emissionen nochmals um bis zu 40 Prozent in den nächsten fünf Jahren herunter gehen würden.
In einem Brief an ihre Parteikollegen der SPD-Bundestagsfraktion verteidigt Bundumweltministerin Svenja Schulze den Deal mit Uniper. In dem Schreiben, das energate vorliegt, argumentiert sie, dass eine Nicht-Inbetriebnahme nur mit "sehr hohen Zahlungen" möglich gewesen wäre. "Durch Sonderausschreibungen werden wir zusätzliche Kapazitäten vom Markt nehmen, um die damit verbundenen Mehremissionen zu kompensieren", verspricht Schulze. Somit stelle man sicher, dass der Kohleausstieg voll und ganz für den Klimaschutz wirkt.
Uniper selbst arbeitet nach eigenen Angaben bereits an langfristigen Beschäftigungsperspektiven an den betroffenen Kohlestandorten. Dazu zählten neue gasbefeuerten KWK-Anlagen mit Fernwärmeauskopplung, innovative Lösungen zur energetischen Versorgung von Industriekunden sowie die Errichtung von Anlagen zur industriellen Produktion von Wasserstoff. /hs /mt