11.11.19, 14:08 von Thorsten Czechanowsky

Bonn (energate) - Die Bundesregierung will die Anteile von erneuerbaren Energien deutlich steigern. Im Jahr 2018 fiel der Zubau allerdings schwächer aus als in den Jahren zuvor. Das schreiben Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt in ihrem gemeinsamen Monitoringbericht 2019, der energate vorab vorliegt. So waren Ende 2018 etwa 6.700 MW mehr erneuerbare Energien installiert als Ende 2017, heißt es in dem Berichtsentwurf. Das Wachstum gehe dabei vor allem auf den stärkeren Zubau von Solaranlagen zurück (+2.900 MW). In den fünf Jahren zuvor wurden hier im Durchschnitt nur 1.600 MW zugebaut. Bei der Windenergie an Land sei zwar ebenfalls ein Nettozubau von 2.300 MW zu verzeichnen. Dieser habe sich im Vergleich zum Vorjahr (+5.000 MW) aber mehr als halbiert.

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Die Veränderungen spiegeln sich auch bei der Erreichung der politischen Ausbauziele für Wind- und Solarenergie wider. So lag die Windenergie an Land in den Jahren 2014 bis 2017 immer deutlich über dem Ausbaupfad. Noch im Jahr 2017 wurde die Zielmarke von 2.800 GW mit einem Bruttozubau von knapp 5.400 MW deutlich übertroffen. Im Jahr 2018 wurden die angepeilten 2.800 MW mit 2.300 MW netto beziehungsweise 2.500 MW brutto klar verfehlt. Umgekehrt verlief die Entwicklung bei der solaren Strahlungsenergie. Hier wurde das Ziel von 2.500 MW im Jahr 2018 erstmals überschritten (2.900 MW). Zuvor lagen die jährlichen Zubauraten zwischen 1.200 und 1.600 MW.

Solardeckel wird 2020 erreicht

Da nach dem starken Ausbaujahr 2018 auch im ersten Halbjahr 2019 ein Plus von weiteren 2.000 MW zu verzeichnen ist, rechnen die beiden Behörden des Bundeswirtschaftsministeriums damit, dass im Jahr 2020 der Förderdeckel bei der Solarenergie erreicht wird. Er greift bei einer installierten Leistung von 52.000 MW. Damit es dadurch nicht zu einem Förderstopp kommt, hatte die Große Koalition im Rahmen ihres Klimaschutzprogramms eine Aufhebung des Deckels beschlossen (energate berichtete). Beim Windkraftausbau verweisen Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt darauf, dass nach den unterzeichneten Auktionsrunden im Mai und Oktober 2018 auch das Ausschreibungsjahr 2019 von fehlenden Projekten zur Teilnahme an den Verfahren gekennzeichnet war.

Insgesamt erreichten die erneuerbaren Energien zum Stichtag 31. Dezember 2018 eine installierte Leistung von 118.300 MW. Dem standen 103.300 MW konventionelle Kapazitäten entgegen. Die Stromproduktion aus Erneuerbaren erhöhte sich im Vergleicht zum Vorjahr um 6 TWh auf 210,8 TWh. Nach dem starken Anstieg im Vorjahr mit einem Plus von 24,6 TWh stellt dies ein verhältnismäßig geringes Wachstum dar. Bei einem durchschnittlichen Windjahr wirkten sich hier vor allem geringe Niederschläge negativ auf die Produktion von Strom aus Wasserkraft aus (-16 %). Auch bei den erneuerbaren Gasen gingen die Erzeugungszahlen zurück (-11 %), weil Anlagen zurückgebaut wurden.

Die maximale Einspeisung aus Wind- und Solarstromanlagen wurde am 21. September 2018 mit 55,5 GW registriert. Diese Spitze geht zu drei Vierteln auf Windenergieanlagen zurück. Die gesamte Nettostromerzeugung lag 2018 bei 592,3 TWh nach 601,4 TWh im Vorjahr. Der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch betrug 37 Prozent. Im Jahr 2030 will die Bundesregierung einen Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch erreichen.

EEG-Zahlungen gehen erstmals zurück

Trotz der gestiegenen Stromerzeugung aus Anlagen, die nach dem EEG gefördert werden, sind im Jahr 2018 erstmals die EEG-Zahlungen zurückgegangen. Sie sanken um 1,3 Prozent auf 25,7 Mrd. Euro. Dieser Rückgang sei insbesondere auf die vergleichsweise hohen Strompreise zurückzuführen, heißt es im Bericht. Grund ist, dass in der Direktvermarktung die Marktprämie in Abhängigkeit von den Erlösen am Strommarkt gezahlt wird. Je mehr die Anlagenbetreiber am Markt erlösen können, umso geringer fällt die Marktprämie aus. Laut Bericht werden mittlerweile 78 Prozent des Erneuerbaren-Stroms direkt vermarktet.

Durchschnittlich erhielten Anlagenbetreiber aus dem EEG 13,2 Cent/kWh für ihren Strom. Dabei weichen die Zahlungen stark voneinander ab. So gibt es für die kWh Solarstrom 27,4 Cent/kWh. Strom aus Windenergieanlagen an Land wird dagegen nur mit 5,5 Cent/kWh vergütet. Im Rahmen des Einspeisemanagements abgeregelt wurden rund 5,4 TWh. Damit bewegte sich die Höhe der Ausfallarbeit auf Vorjahresniveau. Die Entschädigungsansprüche der Anlagenbetreiber summierten sich hier auf 635,4 Mio. Euro. /tc